Rusko – Songs

buntstep + frischstep + sommerstep +restrostep + überraschendstep = Popcornstep

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Rusko ist ein Phänomen. Ein Marketing Wunder. Mit fug und recht kann er als einer DER Gründerväter des Dubstep bezeichnet werden (und mit Cockney Thug die Hymne schlechthin abgeliefert). Und mit sicherlich gleichem fug und recht von den Bewahrern der Szene als einer ihrer Totengräber.

Niemand sonst hat so konsequent und so früh Dubstep als neue Ballermann-Musik propagiert. Kaum einer hat so einen infantilen Basswahnsinn abgeliefert. Basspornographie extrem, bei dem vorhersehbares infantiles Gewubber nie ein Ende zu nehmen scheint. Niemand verkörpert maximale Abfahrt für unter 18-Jährige Jungs besser als Rusko. Der Begriff Bro-step ist eigentlich seiner. Und der aus dem DnB kommende Begriff Clownstep (eigentlich für gar zu alberne Bassläufe im Jump-Up reserviert) passt wohl so gut wie kein anderer.

Und parallel noch stetig das totale Geezer Image hochgehalten. Ausschließlich in Socken auftretend immer so wie das Bedroom-Kid, dass vor seinem Midi-Controller vom großen Auftritt träumt. Und dann das bis zuletzt. In 2011 dann gen genialen move gemacht, in die USA zu ziehen um den “Dubstep-is-the-new-rave-music” Trend voll mitzunehmen.


Und dann das:

In Interviews stimmt er kritische Töne an. Beschwert sich über Bro-Step und gibt zu, dass er eine Mitschuld am Dauergeballer-für-14jährige-jungs trägt, da er den Style ja quasi erfunden hat:

“Bro-step is sort of my fault. Everybody’s taken it too far. It’s not about playing the hardest tracks for an hour and a half.”

Und von dieser Sorte geht es weiter, er bemängelt die Konformität, die immergleichen Sounds und Langeweile.

Als Reaktion liefert er mit seinem Album “Songs” den absoluten Gegenentwurf ab: Schluss mit Bro-Step, Schluss mit Dauer-Bass-Blödsinn. Statt dessen Retro und Pop: Nahezu alle Tracks mit Vocal-Kollaborationen. Ein extrem breites Spektrum. Von reinen Dubtracks über Oldschool Jungle und 2step über überkitschtem Dancepop a la Katy B ist alles dabei, was eine britische Bass-DNA hergeben kann.

Haut mich – wenig überraschend – total um! So klingt Frühling, Sommer, Festival. Genau so. So klingt eingängige Radiomusik, die in Deutschland natürlich nie im Radio laufen wird, man sich das aber vorstellt und träumt. Und damit es Rusko ist, alle 30 Sekunden wieder ein Blödsinns Bass mit reingedrückt inklusive Tiergeräusche. Es ist fantastisch, abwechslungsreich und läuft ständig.

Klar, das ist das exakte Gegenteil düsterer Szene Dubstepper und Wichtigkeitsfanatiker. Das ist Overground-Pop. I love it!

Wie häufig an solchen Stellen der Rezension sei ihm in USA der kommerzielle Erfolg mehr als gegönnt.

Vom Brostep zum Popcornstep. Ein großer Step für Rusko!

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Um die Botschaft des Albums zu verstehen muss man sich eigentlich nur das Intro anhören. Dies ist eine deutliche Ansage an alle Dubstep-Produzenten, die sich gegenseitig kopieren und nichts wirklich Neues entwickeln. Wie es Rusko a.k.a. Christopher Mercer schon in vielen Interviews gesagt hat, ist er mit der „wer-baut-den-härtesten-Bass“Einstellung in der Szene unzufrieden. Und wer wenn nicht Rusko, der diesen „Brostep“ erst mitentwickelt hat, darf sich eine solche Äußerung erlauben?

Bei Dubstep aus Amerika kann ich ihm da nur zustimmen, aber wir in Europa haben da zum Glück noch etwas kreativere Musiker. Doch Rusko musste ja in die „neue Welt“ auswandern…

Das auf Mad Decend erschienene Album ist eine Art Geschichtsunterricht für Leute die Bassmusik erst seit Skrillex kennen und gibt diesen eine Motivation auch mal in ältere Tracks der Entwicklung reinzuhören. Die Bandbreite reicht von Reggae über Jungle bis zum gewohnten Rusko Dubstep Style.

Wie er es auch schon angekündigt hatte, sieht Rusko die Zukunft von Dubstep „more ravy“ und wenn dabei mehr Floorfiller wie „Thunder“ entstehen, bin ich nur dafür.
Der Track „Whistle Crew“ lässt mein altes Junglistenherz in längst vergangene Tage zurückreisen und manchmal halte ich zuhause auch mein Feuerzeug in die Luft.

Wer eher den gewohnten Rusko Sound sucht, wird eher bei dem Track „Skanker“ fündig und kann dazu ordentlich abskanken.

Fazit: Der Name Rusko steht bei mir ab jetzt für „keine Angst vor Fortschritt“ und das Album wird garantiert auf jeder Sommerreise dabei sein.

Unsere Anspieltipps waren noch nie so schwer auszuwählen wie hier:
  • 02. Somebody to love
    Ja klaro ist das billig: Piano + Frauenstimmen + 90er Breaks + gewobbel. Absolut gar nichts neues daran. Nada. Null. Trotzdem eine schöne Sommerpopnummer:
  • 04. Skanker
    Schon jetzt ein Klassiker mit dem tollen Dub Vocal. Check alle Dubstep Skanker Fan videos und ladet die Rusko Maske runter!!

  • 03. Pressure
    Ein astreiner Speed Garage Sond von Rusko. Wer hätte das gedacht.
  • 05. Love no more
    Und als Abwechslung ein astreiner Dub-Reggeasong. Ohne Bassgewitter. Einfach nur schön. Dub mal ohne step.
  • 06. Opium
    Schon eher der Klassische Rusko: Eurodance Leads plus Clownstep pur inklusive Froschgeräusche. Wenn das morgens im Bad läuft kommt meine Tochter rein uns weist mich beim Basspart darauf hin, dass ja wohl “die CD kaputt sei”. Und die Frau meint nur trocken, dass andere Frauen sicher schlimmeres ertragen müssten als sowas.

  • 07. Dirty Sexy
    Mein absolutes Lieblingslied!Eurodance plus C64 Arpeggios inlusive RnB Gesang plus genau die richtige Portion Bass. HACH! Das hätte der nächste Katy B Hit werden müssen. Genau der! Hey, träumen darf ja wohggl erlaubt sein oder was?

  • 09. Thunder
    Stimmt ja gar nicht! DAS ist mein Lieblingslied. Denn es gibt noch mehr Eurodance, noch mehr Kitsch, noch mehr Ohrwurmigkeit. Noch mehr Jubelschreie während der Autofahrt!


In das Album reinhören:



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